Politisches Samstagsgebet München
21. Nov 2015 – 18:00 Uhr , München, KHG, Leopoldstr.11
Grenzerfahrung
FriedensDekade 2015
„Grenzerfahrung“ lautet das Motto für die
Ökumenische FriedensDekade im Jahr 2015. Unter diesem Motto will die
FriedensDekade die Er-fahrung von immer mehr Menschen, die angesichts von Krieg
und Gewalt zur Flucht gezwungen sind, in den Mittelpunkt von Gottesdiensten,
Friedens-gebeten und Informationsveranstaltungen stellen. Das Motto reflektiert
die unmittelbaren Grenzerfahrungen, die Flüchtlinge aus Kriegs-regionen an den
europäischen Grenzen machen müssen.
In den letzten 5 Jahren sind 15 Konflikte aus-gebrochen oder neu aufgeflammt.
Millionen mussten fliehen.
Im September 2015 kamen erstmal fast so viele Flüchtlinge nach Deutschland wie im gesamten Jahr zuvor.
Dazu Wolfgang
Kessler im Publik Dossier „Das neue Deutschland“ vom 23. Oktober 2015:
“Es waren schöne Bilder: Tausende Flüchtlinge
steigen am Münchner Hauptbahnhof aus den Zügen und werden von vielen Münchnern
mit Blumen und Plakaten begrüßt: Herzlich
Willkommen in Deutschland. Als dann
noch Bundeskanzlerin Angela Merkel mit ihrem berühmten Satz »Wir
schaffen das« für die gastfreundliche Aufnahme von Flüchtlingen warb, schien
das helle Deutschland auf der Siegerstraße.
Doch inzwischen holt das dunkle Deutschland wieder auf. Die Anschläge auf
Flüchtlingsheime reißen nicht ab, Pegida fällt mit immer noch (rechts)radikaleren
Sprüchen auf, eine Kölner Politikerin wurde niedergestochen, unzählige engagierte Bürger, die Flüchtlingen helfen, werden bedroht und verleumdet.
Und die
Mehrheit der Politiker in Europa, aber auch viele in Deutschland setzen wieder
auf Abschottung und Abschreckung. Ihr Glaube: Je weniger Flüchtlinge kommen,
desto besser.
Doch das wird nicht funktionieren. Denn die allermeisten Flüchtlinge fliehen,
weil ihre Wohnungen durch Kriege zerstört wurden, weil sie und ihre Familien jeden Tag den Tod fürchten müssen.
Die meisten von ihnen können nicht zurück. Sie kommen, um zu bleiben.
Deshalb müssen sich die Deutschen entscheiden: Entweder sie schotten sich gegen
die Neubürger ab und machen ihnen das Leben so schwer wie möglich. Dann
entstehen legale und halblegale Parallelgesellschaften, die dann zur Brutstätte von Konflikten werden. Oder
aber die Deutschen engagieren sich für ein faires Miteinander - dann
können am Ende gewinnen: die Flüchtlinge, die Deutschen und der Sozialstaat.“
Neben den vielen überregionalen Hilfsorganisationen wie dem Jesuiten Flüchtlingsdienst, medico International, Forum Ziviler Friedensdienst, pro Asyl oder regional dem Münchner Flüchtlingsrat haben sich in Dorfen im Landkreis Erding in der Flüchtlingshilfe Dorfen sowohl Bürger/innen als auch Organisationen zusammen-gefunden, die dazu beitragen wollen, den Asylbewerbern die Ankunft mit einer Kultur des Willkommens zu erleichtern. www.fluechtlingshilfe-dorfen.de
Unser Referent Adalbert Wirtz ist Initiator
der Dorfener Flüchtlingshilfe e.V. und dort im Vorstand tätig. Er selbst stellt fest:
“Ja, es ist richtig, bei unserer Arbeit mit und für
Flüchtlinge erfahren wir unsere Grenzen. Aber je mehr ich um die Fluchtursachen
und Hintergründe weiß, umso stärker wird mein Engagement, meine
selbstgesteckten Grenzen erweitern sich.
Die Flüchtlinge haben nichts, nur die verlorene Heimat im Herzen, ein Handy um
den Fluchtweg organisieren zu können, klammern sich an ihre Kultur, die trägt
man nicht im Rucksack mit sich herum.
Schicken wir sie zurück oder wollen wir ihnen helfen? Einige sagen schon
wieder, das Boot sei voll. Machen wir unsere eigenen Erfahrungen und erweitern
die eigenen Grenzen, dann können sich Spielräume ergeben zum Wohle aller!“
Den Geistlichen
Impuls gestaltet Inge Ammon,
Initiatorin des Politischen Samstagsgebetes
und von Beginn an Mitglied im
Vorbereitungsteam. Darüber hinaus engagiert sie sich schon seit langem in ihrem
Wohnort Fürstenfeldbruck für Flüchtlinge und im Kirchenasyl.